Kneipenkultur und Corona: Wie geht’s weiter?
Vom Kneipensterben war schon lange vor Corona die Rede. Gästeschwund, Umsatzrückgang und eine Verlagerung der Szeneaktivitäten in angesagte Clubs und Event-Locations haben der klassischen Stammkneipe eine Dauerkrise beschert. Das hat nicht zuletzt auch mit dem Generationenwechsel zu tun, denn das nachwachsende Publikum ist mit der traditionellen urigen Eckkneipe selten so richtig warm geworden. Nun treibt die Coronakrise die ehemals so beliebten Bierschwemmen – und nicht nur sie – vielfach in die Pleite. Schließen mussten dabei auch viele alteingesessene Kiezlegenden. Und diejenigen, die sich noch über die Durststrecke retten konnten, haben mit veränderten Bedingungen zu kämpfen: Namensregistrierungen, Sperrstunden, Begrenzungen der Gästezahl, Hygienekonzepte, empfindliche Strafen bei Regelverstößen mögen vielleicht nötig und angemessen sein – den wirtschaftlichen Betrieb erleichtern sie ganz gewiss nicht. Und auch föderale oder kommunale Soforthilfen reichen vielfach nicht aus, um die Totalausfälle einer kompletten Saison aufzufangen.
Wohin geht also unsere vielfältige Kneipen- und Kiezkultur in Pandemie-Zeiten? Müssen wir uns auf leerstehende Szeneviertel gefasst machen? In Zukunft unser Bier zuhause trinken und uns Konzerte und Shows im Livestream anschauen? Auch wenn die Zukunft wahrscheinlich nicht ganz so trostlos aussehen wird: Genau kann das zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch niemand sagen. Bleibt nur zu hoffen, dass es den Gastronomie-Verbänden, den Wirten und den Beschäftigten gelingen wird, sich bei den politisch Verantwortlichen Gehör zu verschaffen – denn unsere enorm vielfältige und lebendige Kneipen- und Club-Kultur verdient ebenso gerettet zu werden wie irgendein beliebiges Luftfahrt- oder Touristik-Unternehmen.
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